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Artikel 1

 

Toleranz.

Respekt.

Courage.

Gleichberechtigung.

Alles große Wörter, die gleichberechtigt irgendwie mächtig erscheinen und die Menschen gegen Rassismus vereinen. Aber aus mächtig wird schnell schmächtig, dächt‘ ich, wenn man diese Wörter nur in Stein meißelt und an die Wand hängt, wie Büsten von großen Dichtern und Denkern. Denn was an der Wand hängt, hat kein Leben in sich und mit der Zeit geht man daran vorüber. Man gewöhnt sich zu schnell an große Worte, die dort, wo sie gebraucht werden, doch sowieso keiner kennt. Doch für wahre Verständigung ist es wichtig, die Worte zu wissen. Keine Gelegenheit zu missen, Brücken zu bauen. Genau hinschauen und nicht zu allem Amen sagen. Wagen zu hinterfragen.

 

Wer von euch hat schon mal seinen Adobe Flashplayer aktualisiert? Wer hat ganz ungeniert einfach alles angekreuzt und abgehakt? Wer hat sich schon mal die Lizenzvereinbarung durchgelesen?

Es stimmt schon. Einfach ja sagen, ist einfacher. Doch sind wir nicht zweifach schuld, wenn wir ja sagen zu etwas und nicht danach handeln?

Wenn wir nicht aufstehen, sondern weitergehen.

Wenn wir zusehen, anstatt aufeinander zuzugehen.

Wenn wir im Kreis stehen, doch in unsrer Mitte steht noch einer.

Eingekreist.

Ausgekreist?

Das möchte doch eigentlich keiner sein. Aber manchmal ist der andere halt doch zu klein, zu dick oder schaut einfach anders aus, kommt woanders her, oder stottert zu sehr.

 

Das ist leider schon viel zu normal und den meisten dann auch noch herzliche egal, dass sie ganz gerne großspurig unterschreiben, sich um den großen Respekt zu bemühen.

 

Doch unterschreiben kann ich viel. Ich muss mich dafür auch wirklich entscheiden. Entscheiden zu helfen, zu handeln, nicht meine Meinung andauernd zu wandeln.

Entscheiden, die wichtigen Fragen zu stellen, vielleicht mal gegen die Wellen schwimmen, nicht alles und jedem einfach nur zustimmen. Und den Kreis durchbrechen, wenn noch einer drinsteht.

 

Toleranz.

Respekt.

Courage.

Gleichberechtigung.

 

Alles große Wörter, die gleichberechtigt irgendwie mächtig erscheinen, und uns gegen Rassismus vereinen.

 

Nehmt euch diese Wörter von der Wand. Haltet sie in der Hand.

Denn die Würde des Menschen ist vielleicht nicht betastbar, aber sie will gelebt werden.

Gelebt, wenn wir zusammenstehen; nicht aufeinander los, sondern aufeinander zugehen.

Gelebt, mit der helfenden Hand und nicht mit der geballten Faust.

Gelebt, um sich besser zu verstehen, Vorurteile abzubauen.

Lebt, was auf dem Schild da steht! Denn Schilder verbleichen und Unterschriftenlisten kann man leicht zerknüllen, doch wenn wir die Worte mit Leben füllen, geht das nicht. Der Unterschied liegt hier zwischen sagen und handeln. Auch scheinbar Fremde fair zu behandeln und die Würde des Menschen zu beachten.

 

Dann wird aus Artikel 1 hoffentlich bald deins und meins.

 

Gegen Rassismus.

Mit Courage.

Matthias Melcher

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